Publikation
Einfluss von Mahdhäufigkeit und Mulchen auf Heuschreckenzönosen im Feuchtgrünland des NSG „Ohre-Drömling“ (Sachsen-Anhalt)
- AutorIn
Roscher C.
- Veröffentlichung
- 2017
- Institut
- Hochschule Anhalt (FH) Bernburg
- Quelle
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- Beschreibung
Im gesamten Untersuchungsgebiet wurden insgesamt 18 Heuschreckenarten nachgewiesen, was 29,5 % der 61 in Sachsen-Anhalt vorkommenden Arten entspricht. Das vorgefundene Arteninventar deckt sich dabei weitgehend mit den auf Feuchtstandorten erwarteten Arten. Eine Ausnahme bilden dabei die an trockenwarme Lebensräume angepassten Arten Gryllus campestris (mehrere kleine Vorkommen nördlich der UF), Chorthippus mollis und Phaneroptera falcata. Mit Stethophyma grossum, Chorthippus montanus, Conocephalus dorsalis und Gryllus campestris traten vier auf der Roten Liste Sachsen-Anhalts als gefährdet eingestufte Arten auf. Die häufigsten Arten waren die stark hygrophilen Arten Stethophyma grossum, Chorthippus montanus, aber auch mesophile Arten wie Chorthippus parallelus, Chorthippus dorsatus und Metrioptera roeselii. Die Entwicklung von Artenzahl, Individuenzahl und Artenzusammensetzung kann nicht in jedem Fall eindeutig auf die Nutzung zurückgeführt werden. Weitere Einflussfaktorenfaktoren wie Mahdzeitpunkt, Witterung und Bodenwasserhaushalt und Randeffekte müssen bei der Beurteilung der Ergebnisse beachtet werden. Die jährliche Mahd scheint (auch im Hinblick auf die Literaturangaben) zum Erhalt einer artenreichen Heuschreckenfauna am besten geeignet zu sein, solange ungemähte Bereiche als Rückzugsmöglichkeiten für die Heuschrecken erreichbar sind. Der Versuch hat gezeigt, dass auch ein zweijähriges Brachestadium den Erhalt eines artenreichen Heuschreckenbestands nicht gefährdet, wenn in unmittelbarer Nähe gemähte Flächen vorhanden sind, die v.a. für bodenlegende Arten gute Fortpflanzungsbedingungen bieten. Zudem wird eine winterliche Überstauung als wichtige Voraussetzung für den Erhalt einer für Feuchtwiesen typischen Artenzusammensetzung angesehen. Allerdings geht aus der Literatur nicht hervor, wie lange eine Überstauung optimalerweise erfolgen sollte. Dahingehend besteht noch weiterer Forschungsbedarf.
Als Ergebnis der Literaturauswertung können zur Förderung einer für Feucht- und Wechselfeuchtgrünland charakteristischen Heuschreckenfauna folgende Empfehlungen gegeben werden:
Gewährleistung regelmäßiger (winterlicher) Überstauung der Flächen
Verwendung von Balkenmähern, Verzicht auf Aufbereiter
Mahdgut mind. einen Tag lang auf der Fläche belassen, um Tieren die Flucht zu ermöglichen
optimaler Mahdzeitpunkt entweder Ende Mai bis Mitte Juni (vor dem Larvenschlupf) oder ab
Mitte September (nach dem phänologischen Maximum)
Mahd nur bei warmer und sonniger Witterung durchführen (Tiere sind ansonsten träge, können dem Mähgerat nicht ausweichen), nicht in den Morgenstunden mähen
mindestens eine, höchstens zweimalige Mahd pro Jahr
Verzicht auf Mulchen
Belassen ungemähter Bereiche (rotierende Brachen) als Rückzugsorte und um Fortpflanzung pflanzenlegender Arten zu ermöglichen
Zusammenfassend betrachtet ist das räumliche Nebeneinander verschiedener Nutzungsintensitäten und damit einhergehenden vielfältigen Vegetationsstrukturen die beste Voraussetzung zum Schutz und Erhalt artenreicher Heuschreckenbestände.