Publikation

Fließgewässerrenaturierung heute

AutorIn

Dickhaut W.

Veröffentlichung
2005
Quelle
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Beschreibung

Die Fließgewässer in Deutschland sind durch die Hochwasser im August 2002 wieder in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Deutlich wurde auch, dass ein auf die technischen Sicherungen ausgelegter Hochwasserschutz nicht ausreichen wird, um dauerhaft die Hochwasserschäden zu minimieren. Zentral wird ein Ansatz sein, der die Fließgewässer wieder in einen naturnäheren Zustand zurückversetzt und ihnen mehr Fläche und damit Hochwasserretention zurückgibt. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und ihre Umsetzung in deutsches Wasserrecht fordern hier den so genannten „guten ökologischen Zustand“ der Fließgewässer bis zum Jahr 2015 und setzen auch klare Ziele.

Erst an einem geringen Teil der Fließgewässer wurden Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt, der überwiegende Anteil ist weiterhin technisch ausgebaut. Deutlich wird dies, wenn man die veröffentlichten Gewässergüte- und Strukturgütekartierungen einzelner Bundesländer (z.B. Hessen, Nordrhein-Westfalen) anschaut. Während die Gewässergüte in den allermeisten Fließgewässern in den letzten Jahren deutlich verbessert werden konnte ist der Zustand des Gewässerbettes, der Sohle, des Ufers und besonders der Aue in der Regel noch mangelhaft. Die aktuellen Bestandsaufnahmen im Rahmen der WRRL bestätigen diese Aussage.

Der Verbesserung der Strukturgüte widmen sich seit einigen Jahren zahlreiche Renaturierungs- und Restrukturierungsprojekte. Hinsichtlich der ökologischen Wirksamkeit der durchgeführten Maßnahmen existiert allerdings kein gesicherter, aktueller Überblick. Darüber hinaus bleibt in den meisten Fällen das Verhältnis des ökologischen Nutzens zu den entstandenen Kosten unklar. Die ungeklärte ökologische Wirksamkeit von Renaturierungsmaßnahmen bei gleichzeitig hohem Mitteleinsatz bildet eine unbefriedigende Allianz und erfordert deshalb die Beantwortung einiger Fragen, um die Ziele der WRRL erreichbar zu machen. Das Forschungsvorhaben der HAW Hamburg (Fachbereich Bauingenieurwesen) mit dem Kurztitel „Fließgewässerrenaturierung heute“ widmet sich diesen Fragestellungen und spricht Empfehlungen für die Gestaltung zukünftiger Renaturierungsmaßnahmen aus. Es wurde finanziert im Rahmen des Förderschwerpunktes FH³ des BMBF.

Im Zeitraum von Dezember 2003 bis Juni 2005 wurden an insgesamt 21 Fließgewässern konkrete Renaturierungsmaßnahmen betrachtet und bewertet. Die mit den Maßnahmen zusammenhängenden Daten wurden zusammengetragen, aufgearbeitet und bildeten die Grundlage für vergleichende Untersuchungen. An drei Fließgewässern wurden eigene Daten erhoben. Die Datenerfassung beinhaltet darüber hinaus systematisch durchgeführte Interviews mit zentralen Akteuren der Projekte. In die Arbeit waren die Büros KLS (Hamburg), NaturProfil (Friedberg) und PLANULA (Hamburg) eingebunden.

Den Schwerpunkt des vorliegenden Berichtes bildet die Dokumentation von Maßnahmen, die in ihrer Ausgestaltung, ihrem Planungsumfang, der Finanzierung, der Umsetzung und ihrer ökologischen Wirkung als beispielhaft gelten können („bestpractice“-Projekte). Weiterhin wird dargestellt, welche ökologischen Wirkungen mit den realisierten Maßnahmen erzielt werden konnten.

Zusammenfassend werden besonders in den folgenden Bereichen Veränderungsnotwendigkeiten in der Planungspraxis gesehen, um die Ziele der WRRL bis 2015 erreichbar zu machen:

Hinweise – strukturell und finanziell

• Finanzielle Grundlagen zur Erreichung der WRRL verbessern

• Zuständigkeitsgrenzen überwinden, Planungsmanagement professionell einführen

• Handeln sofort beginnen

• Öffentlichkeitsarbeit stärken

• Erfolgskontrollen von Projekten einführen, Methoden des Monitorings optimieren

Hinweise – inhaltlich

• Leitbildorientierung konsequent einführen

• Zulassung, Initiierung und Nutzung der Eigendynamik als Planungsprinzip einführen

• Randstreifen konsequent ausweisen und Auenbezug stärken

• Sedimenteintrag reduzieren

• Eintiefung der Gewässer bekämpfen

• Unterhaltung reduzieren

Es existieren nach den Erfahrungen des Forschungsprojektes viele positive Erfahrungen und beispielhafte Projekte. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, dass sich zahlreiche neue Aufgaben und Herausforderungen ergeben, denen man sich zukünftig verstärkt stellen muss.