Publikation

Rote Liste und Gesamtartenliste Bayern - Bienen - Hymenoptera

AutorIn

Voith J et al.

Veröffentlichung
2021
Quelle
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Beschreibung

Bienen, und vor allem Wildbienen, sind in den letzten Jahren, neben dem bekannten Haustier Honigbiene, durch das erfolgreiche Volksbegehren „Rettet die Bienen“ in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Als Vertreter der „guten und nützlichen“ Insekten ohne jegliche Problemarten stellen Bienen ausgesprochene Sympathieträger dar; gleichzeitig stehen sie symbolisch für den Rückgang an Insekten und die massiven Verluste an Biodiversität allgemein. Bienen sichern als Bestäuber einer Vielzahl von Wild- und Kulturpflanzen eine der bedeutendsten Ökosystemdienstleistungen der Natur für den Menschen. Auch wenn in den Medien oft noch die domestizierte Honigbiene im Vordergrund steht, ist die Vielfalt der Wildbienen nun einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und das Interesse an dieser Tiergruppe stark gewachsen. Die herausragenden Grundlagenwerke „Die Wildbienen Baden-Württembergs“ (Westrich 1989) und „Die Wildbienen Deutschlands“ (Westrich 2019), welche eine Fülle fundierter und anschaulicher Informationen bieten, sind maßgeblich an der Aufmerksamkeit beteiligt, welche heute den Wildbienen entgegengebracht wird. Die Bücher sind jedem Interessierten empfohlen, der sich näher mit Wildbienen befassen möchte.

Die Anzahl der in Bayern nachgewiesenen Bienen umfasst nach derzeitigem Kenntnisstand 521 Arten. Die Roten Listen 1992 (LfU 1992) und 2003 (LfU 2003) führten mit 459 und 506 Arten deutlich geringere Zahlen an. Diese Abweichungen haben im Wesentlichen zwei Ursachen. Zum einen bestätigten genetische Analysen im Rahmen des Barcoding (Schmidt et al. 2015) eine ganze Reihe von Artaufspaltungen, wie sie teilweise schon von früheren Autoren postuliert worden waren (z. B. Andrena nitidiuscula und A. fulvicornis). Diese Taxa werden nun zusätzlich als distinkte Arten in der Gesamtartenliste geführt. Zum anderen kommt eine ganze Reihe von zugewanderten Arten im Verlauf der letzten 20 Jahre als Neufunde hinzu. Vor allem der Donauraum fungiert derzeit als auffällige Einwanderungsachse. Als Beispiel wäre hier die erfolgreiche Ausbreitung von Andrena pontica zu nennen, welche erstmals 2010 für Bayern und Deutschland nachgewiesen wurde (Scheuchl 2011) und aktuell in äußerst individuenreichen Populationen entlang der Donaunebenflüsse bis in den Münchner Westen vorgedrungen ist (Dubitzky in Vorb.). Mit Megachile sculpturalis ist jüngst auch die erste neozoische Bienenart in Bayern etabliert und Bestandteil der Gesamtartenliste. Neozoen werden jedoch aufgrund der artenschutzbezogenen Zielsetzung der Roten Liste nicht bewertet. Ebenfalls in der Gesamtartenliste geführt, aber unbewertet, bleiben Arten, von denen lediglich aktuelle Einzelfunde ohne Folgenachweise vorliegen und die bislang nicht als etablierte Neubürger bestätigt werden konnten (Halictus pollinosus, Lasioglossum buccale, Lithurgus chrysurus).

Wie bei vielen Taxa, ist die Nomenklatur der Bienen in den letzten Jahren sehr in Bewegung gekommen. Die vorliegende Liste folgt im Wesentlichen Scheuchl & Schwenninger (2015), ergänzt durch einzelne Korrekturen aus der aktuellen bundesweiten Checkliste (Scheuchl et al. in Vorb.). Scheuchl & Schwenninger (2015) haben erstmals für alle Arten deutsche Namen vergeben, welche hier übernommen werden, trotz teils kontroverser Auffassungen, vor allem bezüglich der Sinnhaftigkeit, möglichst vielen Wirbellosen deutsche Namen zu verleihen.