Bunter Grashüpfer
Omocestus viridulus
Leitart und Maßnahmen:
Omocestus viridulus ist in Bayern weit verbreitet und in geeigneten Habitaten auch häufig anzutreffen. Dabei können die Lebensräume feucht oder trocken sein. Typisch ist die Art vor allem in frischen Bergwiesen.
Schutzstatus: Der Bunte Grashüpfer ist in Deutschland ungefährdet, in Bayern steht er auf der Vorwarnliste.
Entwicklungszyklus:
Imagines erscheinen im Juni und sind bis in den Oktober hinein anzutreffen. Die Überwinterung erfolgt im Eistadium, die Eier werden im Boden abgelegt.
Vorkommen und Bedeutung im LK Wunsiedel:
O. viridulus ist im Fichtelgebirge stellenweise noch gut vertreten und in intakten Feuchtwiesen der Auen aber auch in den trockeneren Bereichen noch mäßig häufig anzutreffen. Der markante Gesang ist in vielen gewässerbegleitenden Grünflächen noch zu hören, wurde aber in den letzten Jahren aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft erkennbar seltener.
Körperbau:
13-17 mm groß, sehr variabel und oft kontrastreich gefärbt. Vorderrand der Vorderflügel nicht ausgebuchtet und Medialfeld des Flügels nicht erweitert (Gattungsmerkmal). Halsschildseitenkiele mäßig gebogen.
Gesang:
Gut hörbares „Ticken“ aus bis zu 20 Sekunden andauernden Versen. Im Niederländischen als „Wekkertje“ bezeichnet.
Literatur:
Fischer J et al. (2020) Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols: Bestimmen – Beobachten – Schützen (Verlag Quelle & Meyer Bestimmungsbücher)
Eiriksson T (1992) Density Dependent Song Duration in the Grasshopper Omocestus Viridulus, Behaviour 122(1-2): 121-132.
https://doi.org/10.1163/156853992X00345
Obwohl die Dauer des Grashüpfer-Gesangs artspezifisch ist, gibt es auch innerhalb der Arten erhebliche Unterschiede. Ein möglicher Grund dafür ist, dass die Männchen ihre Gesangstaktik in Abhängigkeit von der Dichte der Konkurrenten anpassen. Man geht davon aus, dass die Männchen kürzere Lieder singen, wenn andere Männchen in der Nähe sind, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass die Weibchen antworten oder um anderen Männchen zuzuhören. Um diese Hypothese zu testen, wurde ein Experiment durchgeführt, bei dem eine unterschiedliche Anzahl von Omocestus viridulus-Männchen in großen Käfigen im Freien untergebracht und ihr Singverhalten beobachtet wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass die Männchen im Durchschnitt kürzere Gesänge erzeugen, wenn die Anzahl der Männchen zunimmt. Es wurde auch festgestellt, dass die Männchen kürzere Gesänge durch mehr Gesänge kompensieren, so dass die Gesamtzeit, die mit dem Singen verbracht wird, bei allen Dichten ähnlich bleibt. Das Szenario wird durch das Singen von sehr kurzen Liedern kompliziert, die hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, bei Interaktionen zwischen Männchen und Weibchen verwendet werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Männchen Rivalitätsgesänge erzeugen, steigt mit der Dichte der Männchen, und die Anzahl dieser Gesänge nimmt zu, wenn die Interaktionen zwischen den Männchen länger werden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein Teil der in mehreren Feldstudien berichteten Schwankungen in der Dauer der Rufe auf eine Änderung der Gesangstaktik bei unterschiedlichen Dichten von Männchen zurückzuführen ist. Die Funktion der Rivalitätsgesänge ist nicht klar. Möglicherweise dienen diese Gesänge dazu, die Männchen auf Abstand zu halten, oder sie sind eine extrem kurze Form des normalen Rufgesangs, der verwendet wird, wenn andere Männchen sehr nahe sind.
Jürgen Fischer, Wunsiedel