Kurzflügelige Schwertschrecke

Conocephalus dorsalis

Weibchen der Kurzflügeligen Schwertschrecke
Männchen der Kurzflügeligen Schwertschrecke
Larve der Kurzflügeligen Schwertschrecke

Leitart und Maßnahmen:

Conocephalus dorsalis hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Bayern vor allem in Nordbayern, südlicher wird sie oft von der Schwesternart C. fuscus ersetzt. Typische Habitate der Art sind nasse und feuchte Standorte wie Feuchtwiesen, Gewässerränder, Moore und Hochstaudenfluren in Flussauen. Wegen des hohen Feuchtigkeitsbedarfs der Eier sind die Bestände der Art vor allem durch einen gestörten Wasserhaushalt im Lebensraum gefährdet. Um die Art zu unterstützen sollten Feuchtlebensräume erhalten werden. Hier ist z.B. die Verbuschung, durch regelmäßige Entnahme des aufkommenden Gehölzes, zu verhindern. Grünlandflächen sollten extensiv genutzt und erst im Herbst abwechslungsweise schonend gemäht werden. Die Kurzflügelige Schwertschrecke ist eine Leitart für Streuwiesen.

Schutzstatus: in Deutschland ungefährdet, in Bayern gefährdet.

Entwicklungszyklus:

Die Entwicklung ist einjährig. Die Eiablage erfolgt meist in Pflanzenstängeln, manchmal auch in weiche Rinde. Es werden sowohl Süß- als auch Sauergräser gefressen. Imagines sind von Juli bis Oktober anzutreffen. Die Überwinterung erfolgt im Eistadium.

Vorkommen und Bedeutung im LK Wunsiedel:

Conocephalus dorsalis ist im Fichtelgebirge mit stabilen Beständen vertreten und weit verbreitet. Aufgrund der zunehmenden Austrocknung der Flussauen und Feuchtwiesen muss die Bestandssituation der Art beobachtet werden.

Körperbau:

14-18 mm, Grundfarbe hellgrün. Meist kurzflügelig, bisweilen auch mit langen Flügeln. Der Kopf ist im Profil, wie bei allen Schwertschrecken (Schiefkopfschrecken) keilförmig zugespitzt.

Gesang:

Die erzeugten Laute werden leise und „stotternd“ vorgetragen und können am besten mit Hilfe eines Bat-Detectors nachgewiesen werden.

Literatur:

Fischer J et al. (2020) Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols: Bestimmen – Beobachten – Schützen (Verlag Quelle & Meyer Bestimmungsbücher)

https://www.researchgate.net/profile/Andreas-Zehm/publication/308416210_Die_Heuschrecken_Deutschlands_und_Nordtirols/links/57e3cdbb08ae112d973bbf63/Die-Heuschrecken-Deutschlands-und-Nordtirols.pdf

Poschmann C et al. (2009) Ökologie der Kurzflügeligen Schwertschrecke Conocephalus dorsalis (Latreille, 1804) im Feuchtgrünland des Münsterlandes (Nordwestdeutschland), Articulata 24 (1/2): 49-67.

https://dgfo-articulata.de/downloads/articulata/articulata_XXIV_2009/poschmann_2009.pdf

Auf dem Standortübungsplatz Handorf-Ost erfolgten im Jahr 2008 auf 42 Probeflächen Untersuchungen zur Phänologie, Populationsentwicklung, Makropterie und Habitatwahl von Conocephalus dorsalis. Zudem wurde die Verbreitung auf Basis eines 100 × 100 m-Rasternetzes erfasst und mit einer Kartierung aus den Jahren 1994/1995 verglichen. C. dorsalis zeigte eine deutliche Präferenz für feucht-nasse Standorte. Aber auch einige der Frischweiden (Lolio-Cynosuretum) wurden besiedelt. Das Vorkommen von C. dorsalis ließ sich am besten mit der

Binsendeckung erklären. Typisch für die C. dorsalis-Habitate war zudem eine dicht geschlossene (arithmetisches Mittel: 97%) und hohe Vegetation (arithmetisches Mittel: 74 cm). Für die Präsenz-Flächen konnten Individuenzahlen von 2,5 bis 51,5 Tieren pro 10 m2 dokumentiert werden (arithmetisches Mittel: 18 Individuen/10 m2). Mit steigender Nutzungsintensität nahmen die Abundanzen ab (Brache > Weide > Wiese). Die ersten Larven traten Mitte Mai auf und einen Monat später erreichte die Art ihr Populationsmaximum. Die phänologische Entwicklung der Larvalstadien verlief auf einer einschürigen Wiese etwa zehn Tage früher als auf einer Extensivweide. Der Hauptgrund hierfür dürfte die bessere Erwärmung der Wiese aufgrund der kürzeren Grasnarbe sein. Es konnten insgesamt acht makroptere (langflügelige) Weibchen und ein Männchen gefangen

werden. Bei allen Flächen mit makropteren Individuen handelte es sich um Populationen mit überdurchschnittlich hohen Individuendichten. Im Vergleich mit der Erfassung von 1994/1995 erbrachte eine Rasterkartierung im Jahr 2008 eine Zunahme besetzter 100 × 100 m-Raster um 144%. Als Ursachen hierfür werden erfolgreiche Managementmaßnahmen im Grünland sowie gestiegene Frühjahrs- und Sommertemperaturen seit Mitte der 1990er Jahre angesehen.

Jürgen Fischer, Wunsiedel